Der heutige Gastartikel stammt von Claudia von AbenteuerHomeoffice.at.
Mehr über Claudia finden Sie in der Autorenbox am Ende dieses Artikels.
Whitespace – Was ist das?
Wenn du selbständig bist und eine eigene Homepage oder einen eigenen Blog betreibst, dann ist dir vielleicht „Whitespace“ ein Begriff.
Er bezeichnet den Platz, der einfach mit Nichts gefüllt ist – weißer Raum also. Design-Experten empfehlen davon übrigens eine ganze Menge.
Um das Auge des Betrachters nicht zu überfordern, beziehungsweise um ihm einen Platz zum Ausruhen zu schaffen. Einen Platz ohne Information oder Inhalt, weil es schon anstrengend genug ist, die wichtigen und relevanten Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten.
Was das mit deinem Schreibtisch zu tun hat?
Nun … schau dich um.
Beispielhaft habe ich meinen eigenen Schreibtisch für diesen Artikel so aufbereitet, wie er wohl früher auch bei mir ausgesehen hätte – hätte ich damals schon so einen großen besessen ;-)
Ja, unordentlich sieht er nicht aus, da gebe ich dir recht. Und jetzt schau ihn dir bitte aus „deiner“ Perspektive an – als würdest du dort sitzen. Lass deine Augen darüber schweifen. Können sie sich irgendwo ausruhen?
Das macht dein Unbewusstes damit
Wann immer deine Augen etwas sehen, wird automatisch dein Gehirn in Gang gesetzt – und auch dein Unbewusstes.
Selbst wenn du deine Projektmappen oder andere Dinge, die du erledigen willst, ordentlich und übersichtlich auf deinem Schreibtisch lagerst. Jedes Mal wenn du dorthin schaust, erkennt dein Unbewusstes „Ach, das muss/will/kann/soll/darf ich auch noch machen!“ und ist dann damit beschäftigt, diese Informationen zu verarbeiten.
Ganz oft ist aber nicht nur dein Unbewusstes damit beschäftigt, sondern du wirst ganz vordergründig aus deiner aktuellen Arbeit gerissen – und unterbrichst sie vielleicht sogar, um etwas zu erledigen, das dir gerade „vor die Augen“ gekommen ist.
Dadurch kommt es zu zwei Effekten, nämlich einerseits zur Ablenkung und andererseits aber auch zur Ermüdung!
Es braucht nämlich eine Menge Disziplin (= Energie!), um die vielen Dinge, die da herumliegen zu ignorieren und NICHT bewusst wahrzunehmen.
Das heißt aber auf der anderen Seite auch, dass du ständig dagegen ankämpfst, NICHT abgelenkt zu werden – und deinen Fokus auf dem zu behalten, was du gerade tust.
Übrigens: Ganz extrem merke ich diesen Energieaufwand, den ich früher betreiben musste, seit ich ein eigenes Arbeitszimmer habe. Ich bin wesentlich leistungsfähiger, weniger abgelenkt und es kostet mich wesentlich weniger Energie, wenn ich nicht Familie und Haushalts-Zustand ausblenden muss ;-)
Wieso sind Schreibtische voll?
1. Nur nicht aus den Augen verlieren!
Warst du schon einmal mit einer Gruppe Volksschulkinder auf einem Ausflug? Ich schon.
Dabei hatte ich immer das Gefühl, alle ständig und ununterbrochen im Auge behalten zu müssen, damit mir ja keines abhanden kommt. Bei Dingen, die Sie noch erledigen möchten, stellt sich derselbe Effekt ein – nur dass sie dir nicht davon laufen können ;-)
2. Perfektionismus
Du hast einen voll geräumten Schreibtisch – und wenn du wirklich Zeit hast, willst du gaaaanz perfekt aufräumen? Nur dumm, dass du gerade jetzt keine Zeit dafür hast, oder?
3. Keine Ahnung wohin damit
Vielleicht ist dir das alles bereits bewusst und du würdest gerne einen übersichtlichen Schreibtisch dein Eigen nennen – aber wohin mit all dem? MIT Übersicht und schnellem Zugriff?
4. Kleiner Schreibtisch
Mein erster Schreibtisch im Wohnzimmer war genau 50 x 70 cm groß. Der zweite dann bereits gewaltige 160 x 70 cm. Egal wie groß oder klein dein Schreibtisch ist. Egal ob er weiß oder braun ist. Schaffe dir außerhalb davon einen Platz. Vielleicht im Regal hinter oder neben dir?
So schaffst du in 4 Schritten Whitespace auf deinem Schreibtisch
Erster Schritt
Definiere außerhalb deines unmittelbaren Sichtfeldes einen Platz für Unterlagen und Dinge, die noch zu erledigen sind.
Bei mir ist das zum Beispiel rechts hinter meiner Körpermitte, ein ganz normales Ablage-Kisterl. Das kann aber auch jede Art von Mappen-System oder ähnliches sein. Es sollte nur so stehen beziehungsweise liegen, dass du den Kopf drehen müsst, um es zu sehen (aktiv!).
Zweiter Schritt
Ich gehe davon aus, dass du irgendein System hast, wo du deine Aufgaben festhältst.
Definiere nun für deine neue „Zwischenablage“ ein Kürzel. Bei mir heißt das zum Beispiel @RTM (vom Tool „Remember The Milk“). Sollte ich mich irren, dann schnappe dir einen Notizblock für den nächsten Schritt.
Dritter Schritt
Nun nimmst du jedes Stück auf deinem Schreibtisch zur Hand und überlegst dir, was du damit tun möchtest. Schreibe das auf deine ToDo-Liste und gleich daneben dein „Kürzel“ für den Ablage-Platz.
Verwende dazu einen ganzen Satz, also zum Beispiel
- Angebot Firma X schreiben.
- Vortrag Brainstorming machen.
- Termin XY vorbereiten.
- Video anschauen.
Das Wichtigste in diesen Sätzen ist das Zeitwort (oder wie meine Kinder in der Volksschule gelernt haben, das „Tun-Wort“ – grauenhafte Bezeichnung ;-)
Sie ist allerdings in diesem Zusammenhang gleich eine wunderbare Beschreibung dafür, warum es wichtig ist, Zeitwörter zu verwenden. Du solltest mit einem einzigen Blick auf deine Liste wissen, was du TUN möchtest.
Vierter Schritt
Sobald etwas aus deinen Augen (und aus deinem Sinn) ist, brauchst du ein vertrauenswürdiges System.
Das beinhaltet, dass du dir – wenn du das bisher nicht getan hast – ab sofort angewöhnst, täglich auf diese Liste zu schauen, damit du nichts übersiehst.
Wenn dir das in Fleisch und Blut übergegangen ist, kannst du dir und deinem neuen System vertrauen und hast nicht mehr den dringenden Wunsch, alles „im Auge behalten“ zu wollen, damit du nichts vergisst ;-)
Zum Abschluss noch ein Nachher-Bild meines Schreibtisches:
Freiheit für Gedanken und Ideen, viel Platz zum Ausruhen für meine Augen!